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Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht von Frau B.

Von Eranos habe ich im Oktober 2016 von meinem AMS-Berater erfahren, da ich mich zu jener Zeit in einer akuten Rehabilitations-Notwendigkeit befunden hatte. Eher einer Intuition als einer klaren Entscheidung folgend, wagte ich mich zum Kennenlerntermin. Ich wurde von einer Psychologin empfangen. Sie nahm mit mir das Erstgespräch vor, in dem ich angesichts meiner damals nervlich sehr angespannten Lage sehr viel weinen musste. Mir wurde mit viel Freundlichkeit und Verständnis begegnet, weshalb ich mich für die Eingangsphase, den vierwöchigen Stabilisierungsworkshop, entschied.

In dieser Phase war es bereits sehr hilfreich, wieder einen regelmäßigen Wochenplan einzuhalten und mich sanft an Termine und Kontakt gewöhnen zu können. Ich hatte in den Monaten zuvor sehr zurückgezogen gelebt, zwischenmenschlicher Kontakt war sehr anstrengend für mich geworden.

Im Wochenprogramm gab es neben stabilisierenden Maßnahmen auch Vorträge, die mir im Verständnis meiner Situation und dem Umgang damit halfen.

So kann ich sagen, dass das von Eranos im Institut Phönix Project angebotene Programm wirklich sehr hilfreich ist für den Wiedereinstieg in einen „Betrieb“. Nach einem Monat wurde ich in die allgemeine Stabilisierungsphase übernommen. Hier wurde der Zeitumfang größer, aber es war auch angenehm, nach und nach auch wieder sinnvolle Tätigkeiten erledigen zu können. Die Arbeiten am Computer betrafen auch das Erledigen privat liegengebliebener Aufgaben, die von Eranos ermöglichte Struktur allerdings half mir sehr beim Bewerkstelligen dringend notwendiger Dinge - ganz alleine in meiner Wohnung hatte ich mich zu vielem schon lange nicht mehr aufgerafft beziehungsweise waren mir auch Sinn und Perspektive ein wenig abhanden gekommen… Nun konnte ich in definierten Arbeitszeiten meine Bewerbungsprozesse vertiefen und lernte, auch geschäftliche Probleme (wieder) zu lösen.

Weiterhin wurden die Arbeitssequenzen von Vorträgen begleitet, die hilfreich und inspirierend neue Kraft und neuen Mut in mir aufkeimen ließen.

Ein wesentlicher Bestandteil des Genesungsfortschrittes war jedoch auch das Gruppenklima mit den anderen TeilnehmerInnen. Als ich bei Eranos begonnen habe, gab es einzelne KollegInnen, die mich sehr freundlich und ermunternd in der gemeinsamen Gruppe aufnahmen. Das war sehr wichtig für mich, da ich zu jenem Zeitpunkt tatsächlich schon sehr „leutscheu“ geworden war.

Mich nun nicht mehr komplett allein zu fühlen und mich in meinem Problem durchaus auch als „normal“ wahrnehmen zu können, entspannte mich sehr - Krisensituationen sind menschlich, und der Alltag im Projekt stärkte mich fortan wieder in meinem Selbstvertrauen. Der rücksichtsvolle Umgang tat mir sehr gut, die Leitung ermöglichte dieses Klima zudem durch Pausen und gemeinsame Gesprächszeiten und -runden.

Von der eingangs kennengelernten Psychologin wurde ich weiterhin wöchentlich in einem Einzelcoaching betreut. Dies half mir auch, mich durch einzelne Hürden meiner Situation hindurch und weiter zu entwickeln.

Leider scheiterten viele Versuche, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen: Sämtliche meiner abgeschickten Bewerbungen wurden abgelehnt. Nach mehreren Monaten bei Eranos wurde ich schließlich in eine AQUA-Maßnahme des WAFF übernommen, diese Woche nun habe ich meinen Dienstvertrag unterschrieben und bin nun wieder beruflich tätig (August 2017).

Auch das Arbeitstraining und der Horizont ganz neuer, zwischenmenschlicher Erfahrungen beim Institut Phönix Project hat diese Entwicklung ermöglicht, ich konnte mich bei Eranos mit vielen zuvor in der Arbeitswelt gemachten, kränkenden und schädigenden Erfahrungen aussöhnen und vieles an privatem Ballast allmählich hinter mir lassen - der Aufbruch nun zu neuen Ufern ist tatsächlich von einem (gefühlten) Prozess des Aus-dem-Ei-Schlüpfens begleitet, „wie Phönix aus der Asche“.

Vier Hauptkomponenten erinnere ich zusammenfassend aus meiner Zeit bei Eranos:

  • die kompetente und herzliche psychologische Einzelbetreuung und -begleitung,
  • die Gruppen-Erfahrung im Austausch und mit rücksichtsvollem, tolerantem und liebevollem Umgang untereinander - dies ist natürlich auch Glückssache, aber ich freue mich wirklich, auch freundliche Begegnungen in jener Zeit erlebt zu haben,
  • die Vorträge zu social-skills und Selbstmanagement, Selbterfahrung, Achtsamkeit etcetera,
  • das Lernen von Neuem allgemein und im speziellen die Arbeitszeiten und Infrastruktur, die es endlich ermöglichten, Liegengebliebenes auf- und abzuarbeiten bzw. eben Bewerbungsprozesse sinnvoll vornehmen zu können - entgegen der weitverbreiteten Meinung ist arbeitssuchend zu sein nämlich auch ein ziemlich anstrengender Job!

In diesem Sinne wünsche ich dem Projekt weiterhin diesen Geist der unterstützenden Rücksichtnahme und inspirierenden Bereitstellung von (Infra-)Struktur. Wenn man als AMS-Kunde/Kundin in einer Reha-Maßnahme ist, ist ein Teil des „Arbeitstraininings“ nämlich überhaupt auch erst der regelmäßige Kontakt mit anderen. In meinem Fall war eine Hürde zum Beispiel bereits die Anfahrt in der U-Bahn, da dieses Szenario bei mir zuvor schon mehrmals Panik ausgelöst hatte. Die Freude aber, gewisse Menschen dann dort zu treffen oder einen interessanten Vortrag zu hören, war mir häufig die notwendige Motivation, mich zu überwinden und wieder Schritte „hinaus in die Welt“ zu wagen.

Vielen Dank an das Institut Phönix mit seinem Programm Eranos, und vielen Dank an die MitarbeiterInnen und TeilnehmerInnen dort, dass ich in meiner Zeit bei Eranos wieder auch positive zwischenmenschliche Erfahrungen machen durfte und konnte und allmählich auch in meinem Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl wieder außer Nebel und Sumpf wieder auch schöne Tage erleben konnte!

Reha-Maßnahmen brauchen auch Zeit und Geduld - auch mir selbst gegenüber konnte ich bei Eranos im Institut Phönix Project wieder Geduld lernen.

Meine Reise ist nicht zu Ende, aber ein entscheidendes Basislager fand ich tatsächlich bei Eranos - die namensgebende Idee des gemeinsamen Teilens und schenkenden Gebens (und Nehmens) möchte ich auch weiterhin in meinem Leben gerne immer wieder aufsuchen.

Danke für die Zeit bei Eranos im Institut Phönix Project und danke an die MitarbeiterInnen und Projekt-TeilnehmerInnen, die das Projekt zu einem hilfreichen Ort machen!

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